Mitgliederversammlung 2019 in Brandenburg an der Havel
Vom 9. bis 11. September 2019 fand in der Stadt Brandenburg a. d. Havel die diesjährige Mitgliederversammlung des Bundesverbandes für Teilnehmergemeinschaften (BTG) e. V. statt. Der gastgebende Verband für Landentwicklung und Flurneuordnung (VLF) Brandenburg konnte ca. 65 Mitglieder und Gäste in der westlichen Region des Landes Brandenburg begrüßen.
Am Nachmittag und am Abend des ersten Tages stand die Stadt Brandenburg selbst im Mittelpunkt. Eine Stadtführung mit Dombesichtigung und eine Schiffsrundfahrt durch die Stadt und die angrenzende herrliche havelländische Seenlandschaft luden zum Wiederkommen ein.
Am zweiten Tag der Mitgliederversammlung findet traditionell eine Fachexkursion in der jeweiligen Region statt. Am Beginn standen thematische Führungen zur Geschichte und zur Architektur sowie zur Nutzung des weiträumigen Geländes der Beelitzer Heilstätten. Einen Blick über das gesamte Gebiet ermöglichte der neu angelegte Baumkronenpfad.
Auf dem SYRINGHOF im Beelitzer Ortsteils Zauchwitz stellte Thomas Syring das seit 1991 erfolgreiche Familienunternehmen mit traditionellem und ökologischem Landbau, Feinkost und Hofladen vor. MitarbeiterInnen des VLF Brandenburg, die im Auftrag des Landes die Bodenordnung umsetzen, berichteten über die Ausrichtung und Spezifika der Flurneuordnung in Brandenburg. Als Schwerpunkt wurde das Bodenordnungsverfahren Riebener See/Nieplitz Niederung vorgestellt und die Möglichkeiten einer naturnahen Wasserlandschaft und des Wasserrückhalts in der Fläche diskutiert.
Am Nachmittag wurden die Tagungsteilnehmer am Potsdamer Leibnitz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) e. V. über Forschungsvorhaben im Bereich Pflanzenbau, Bodenanalytik, Faserverarbeitung oder der gezielten, kleinteiligen Datenbereitstellung für eine zukunftsfähige Landwirtschaft informiert. Auf großes Interesse der Teilnehmer stieß der Themenkomplex der Agroforstmaßnahmen. Die vielfältigen Möglichkeiten der Anwendung in nachhaltigen Landnutzungssystemen und die nutzbaren Wechselwirkungen zwischen Gehölz- und Ackerkulturen sowie deren mögliche Förderung für Landwirte war dann auch Thema in der Diskussion mit dem BMEL und dem DBV in der Mitgliederversammlung am Folgetag.
Gegen Abend wurden wir auf dem Werderaner Wachtelberg von Bürgermeisterin Manuela Saß begrüßt. Dr. Manfred Lindicke gab einen Überblick über die historische Entwicklung des Weinbaus in der Region und die aktuellen Herausforderungen in den nördlichsten Lagen, die für den Anbau von Qualitätswein eines bestimmten Anbaugebietes in Europa registriert sind.
Den Abschluss des Tages verbrachten wir auf Schultz‘ens Siedlerhof und Destillerie im Ortsteil Elisabethhöhe von Werder bei einer emotionalen Betriebsführung mit Michael Schultz.
In allen Betrieben sind wir außerordentlich engagierten Landwirten und Produzenten begegnet.
Die Mitgliederversammlung des BTG e. V. am dritten Tag tagte im Rolandsaal des Rathauses der Stadt Brandenburg a. d. Havel. Nach der Begrüßung durch Herrn Oberbürgermeister Steffen Scheller diskutierten die Teilnehmer mit Frau Dr. Antje Tölle vom Referat Bodenmarkt im BMEL über Herausforderungen an die Flurneuordnung mit der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU nach 2020 und der neuen Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) 2019-2022. Dabei ging es insbesondere auch um neue Perspektiven zum Grundstücksverkehr und zur Nachhaltigkeit des Bodeneigentums. Herr Präsident Ekkehard Horrmann hob hervor, dass „ein vernünftiger Umgang mit dem Bodeneigentum nur zusammen mit den darauf wirtschaftenden Landwirten und mit der Hilfe der Flurneuordnung nachhaltig gesichert werden kann“.
Seit mehreren Jahren ist der BTG Gast in der Arbeitsgruppe Agrarstruktur- und Regionalpolitik des Deutschen Bauernverbandes (DBV), in der Präsident Ekkehard Horrmann über Möglichkeiten des Zusammenwirkens zwischen DBV und BTG referiert hat. Zur Mitgliederversammlung sprach Herr Dr. Peter Pascher vom Fachbereich Umwelt/Ländlicher Raum des DBV zu den Erwartungen der Landwirte an die Flurneuordnung. Er hob insbesondere hervor, dass die öffentliche Akzeptanz der Flurneuordnung erhöht und die Verfahrensdauer verkürzt werden müssen und dass unsere beiden Verbände gemeinsam Möglichkeiten zur Unterhaltung der in der Flurbereinigung geschaffenen gemeinschaftlichen Anlagen suchen werden.
In der anschließenden Diskussion stand die aktuelle und teils sehr einseitig geführte gesellschaftliche Diskussion zur Zukunftsausrichtung und zur Verantwortung der Landwirtschaft im Vordergrund. Dabei wurde herausgearbeitet, dass neben den Herausforderungen der Digitalisierung im ländlichen Raum insbesondere die Möglichkeiten der Flurneuordnung genutzt werden müssen, um sowohl die Landwirte wie auch die Gesellschaft insgesamt mit ihren Instrumenten auf einem nachhaltigen und zukunftsweisenden Weg zu begleiten.
In den sich anschließenden Länderbeiträgen der Mitgliedsverbände im BTG wurde deutlich, dass diese Aufgabe nur mit schlagkräftigen und personell gut ausgestatteten Flurbereinigungsverwaltungen in allen Bundesländern und mit der Unterstützung leistungsfähiger Verbände der Teilnehmergemeinschaften gemeistert werden kann.